Donnerstag, 17. Januar 2013

706 - Anhänge - Karten, Listen


(Über alle meine Blogs findet ihr eine Liste unter
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Die Organisation und das Inhaltsverzeichnis des 
gesamten "Mein Tibet" findet ihr unter
http://mein-tibet-organisation.blogspot.com/



Karten und Verzeichnisse sind am Ende.
Nun folgen erstmal die Anhänge 1, 2, 3, 4.


Anhang 1: das Zusammenleben der Tibeter, Klein-Siedlungen.


13. Bericht: über Familie
Ich sehe tief in das tibetische Zusammenleben hinein — weil das Leben hier so offen ist und die Leute sich gegenseitig und auch Gäste immer wieder einladen zum Zusammensitzen oder Umhergehen, zum Tee oder anderes, oder zum Spielen oder zu gemeinsamer Arbeit. Hier sitzen sie oft unter einem Vordach an der Hauswand, entweder nach Norden, wenn es heißes Wetter ist, oder nach Süden in der Wintersonne. Da habe ich wohl gesehen, wie sie diskutieren [die Übersetzer: doch dieses Wort ist nicht ganz richtig, uns Übersetzern fällt nichts besseres ein], alle haben die Möglichkeit, sich klar und selbständig auszudrücken, auch wenn anderen das mal nicht gefällt. `Diskutieren´ dient aber selten dazu, sein eigenes Wissen oder Können in den Mittelpunkt zu stellen, das ist nämlich verpönt. Sondern es dient der Klarstellung einer Sache, vielleicht sollte ich besser `Disputieren´ schreiben.

Das ist die Grundlage, doch meistens machen sie — oder ich sollte nun richtiger `wir´ schreiben — Musik, singen, erzählen, bereiten miteinander das Essen oder machen oder pflegen Kleidung, Möbel oder was sonst, Kinder sind immer dabei, doch sie gehen oft ihre eigenen Wege. Da die Sukhavater nicht wie in früheren Zeiten vieles im Handel kaufen können, ist viel Tätigkeit am Werk — wie im ganzen Land.

Eine Familie wie wir in Europa sie haben, gibt es hier selten. Wie ich eben erwähnte, leben sie in größeren Gemeinschaften, die lose strukturiert sind. Es gibt kaum strenge oder zwanghafte Regeln — außer, daß jemand nicht so leicht die Gemeinschaft wechseln kann. Solche Gemeinschaften leben meistens zusammen in einer oder zwei benachbarten der Stadt-Siedlungen oder Klein-Siedlungen.

Die tibetischen Nomaden sind da etwas anders: sie pflegen die Familie eher, hängt wohl mit den Bedingungen des Lebens da draußen zusammen.

Bei uns in Europa sind die Leute ja verschlossener, kaum lässt jemand in die Familie reinsehen. Es gab Zeiten, wenn es bei uns fast gar keine Familien gab, weil die Menschen in großen Gruppen lebten, `Commune´ nannten wir das damals, lange vor meiner Zeit, und das könnte ähnlich wie hier gewesen sein. Doch dann sind wir wieder in die Enge der Familie gegangen. Wo der Grund lag, kann ich vermuten: uns ist es nicht gelungen, die Ablösung von Eigentum zu erringen, und die Familie ist die Grundlage für die Vererbbarkeit von Eigentum — davon konnten wir nicht lassen. Doch hier ist die `Gemeinschaft´ in Klein-Siedlungen eine alte und gefestigte Tradition.

Fast alle Tibeter leben in diesen Klein-Siedlungen. Hier wohnen bis zu zehn Mütter mit Kindern und im Höchstfall noch dreißig weitere Menschen zusammen. Solche Klein-Siedlungen sind kleine Dorfsiedlungen oder in der Stadt Stadtteile, die in sich abgeschlossen sind. Innerhalb einer solchen Klein-Siedlung wechseln die Menschen, vorwiegend die Kinder oft den Platz, an dem sie schlafen oder spielen oder arbeiten, sie sind mal in diesem, mal in jenem Haus, sie sind bei den anderen Gruppen oder bei einzeln lebenden Leuten — wie bei mir. Deswegen hat mein Häuschen etwas mehr Platz als ich benötige. Ihre Heimat ist diese Stadt-Klein-Siedlung, nicht die Stadt als Ganzes. Es ist daher nicht leicht, von einer in eine andere Siedlung überzuwechseln. Wer umziehen will, muß einen langwierigen Antrag stellen, anerkannt werden und sich in die neue Klein-Siedlung einleben. DAS sind die wesentlichen gesellschaftlichen Strukturen.

Im Rat der Klein-Siedlung sind die Mütter von Kindern unter etwa 16 die ausführende Gewalt [Exekutive], die älteren Frauen und alle Männer stehen an zweiter Stelle und stehen ihnen zur Seite. Allerdings sollten sie alle schon ein paar Jahre in dieser Klein-Siedlung gewohnt haben. Alle anderen Bewohner hören zu und übernehmen Aufgaben. Diese Ordnung wird aber meist nicht so streng gehandhabt.

Innerhalb einer solchen Siedlung stehen die Menschen füreinander voll ein, viel Eigentum haben sie gemeinsam, und die Leistungen auch. Wer verreist — sei es geschäftlich oder auf eine Pilgerreise oder um anderswo etwas zu lernen oder zu lehren, oder nur aus Freude am Wandern (wie ich) — wird von der Siedlung vollständig unterstützt. Auch in Notfällen steht die Siedlung für jedes Mitglied ein, selbst wenn es vorher Zwistigkeiten gegeben hatte. Auch Menschen, die für Jahre an anderer Stelle leben, gehören weiter zu ihrer Siedlung und sind in anderen Siedlungen Gast.

Eine Klein-Siedlung {Bild 38} besteht meistens aus einer Gruppe von Häusern, die aneinander liegen, Wand an Wand. Dazwischen liegen Höfe, Gärten und wieder Häuser.

Menschen, die den Schutz ihrer Klein-Siedlung brauchen, wohnen in Häusern, die mehr in der Mitte liegen, andere wohnen am Rande, an der Straße. Es gibt selten Wand-zu-Wand-Wohnen zwischen mehreren Klein-Siedlungen, es ist eine Straße oder liegen Felder oder Wald dazwischen.

Kleinsiedlungen sind wirtschaftlich fast autark. Es gibt wohlhabende und eher arme Kleinsiedlungen. Viele haben außerhalb ihres Wohnbereiches noch Felder oder Werkstätten an anderer Stelle, meistens draußen außerhalb der Stadt oder des Dorfes, oder sogar in anderen Gebieten. So hat die Kleinsiedlung, in der ich nun zuhause bin, ein paar Karawansereien weit im Land verstreut und pflegt dort Pferde-Stationen für die Reisenden. Auf meinen Reisen habe ich mit Vorliebe die Karawansereien meiner Klein-Siedlung besucht — wenn ich nicht einfach auf dem Boden geschlafen habe.


Bild 42: eine Commune in Sukhavati (seht unten)


Bild 43: Eingang zur Commune in Sukhavati, zwei kleine Knaben (seht unten)

14. Bericht: über das Wohnen und die Rechte
Die Menschen in Sukhavati leben in Häusern oder Hütten, doch es gibt im Lande viele, die umherziehen um die Tiere zu hüten, Nomaden, und sie leben in Zelten, die sie immer wieder abreißen und an anderen Stellen neu erbauen. Das habe ich auf meinem Weg hierher an verschiedenen Stellen gesehen, doch die Zelte waren sehr unterschiedlich. Um Sukhavati sind die Zelte rot, hell orange-rot bis dunkelrot. Sie bestehen aus gefärbter, gefilzter Schafwolle, wie so vieles hier. Im Winter bekommen die Zelte einen schwarzen Überzug, um mehr Sonnenwärme anzuziehen.

Das ideale Stadthaus aber hat einen großen, offenen Hinterhof, und viele haben Gärten. Alles ist so angelegt, daß viele Häuser nach Süden einen offenen Platz haben, überdacht, so daß sie die Schneeberge in der Ferne bewundern können und gleichzeitig in der Sonne sitzen. Innen aber ist es recht dunkel, denn die Fenster sind klein. Und eine offene Feuerstelle sorgt im Winter für Wärme, an diesem Feuer wird gekocht und im Winter auch geschlafen.

Meistens sind mehrere solcher Häuser vereinigt zu kleinen Siedlungen, in denen mehrere Menschen wohnen. Ich nenne sie Klein-Siedlungen. Die Menschen einer Klein-Siedlung sind eine geschlossene Gemeinschaft. So eine Klein-Siedlung ist so groß, daß höchstens etwa 50 Menschen darin wohnen können, sie ist ganz vielfältig und in eigener Weise angelegt. In Sukhavati mag es zwei- oder dreihundert solcher Stadtsiedlungen geben, die von den Straßen durch eine oder mehrere Türen oder auch ein Tor betreten werden. Mehr dazu im 13. Bericht: Familie.

In jeder dieser Siedlungen haben sie — etwas abseits — einen oder mehrere kleine helle Räume, die ihnen helfen, in ihre `innere Stille´, wie sie es nennen, zu kommen [die Übersetzer: in Europa nennt ihr das Meditation]. Die Wände sind weiß oder blaß-grün, und meistens hängt an der Wand ein farbiges Bild — oder es ist draufgemalt oder als Halb-Skulptur in die Wand eingelassen —: ein Bild des Buddha, oder mit einem anderen Thema wie eine schöne Landschaft, eine Blume oder ein heiliger Mensch, auch mal ein besonders eindrucksvoller Berg wie der Kailash oder einer der spitzen Schneeberge des Südens. Manchmal habe ich auch ein abstraktes Zeichen gesehen, wie das Schriftsymbol für OM {Bild 03}. Einmal finde ich einen Abdruck eines Gemäldes aus Europa, eine große Wolke über einem grünen Hügel [das Original wird ein Gemälde von Otto Modersohn (die Wolke) sein].

 Bild 44: die Wolke von Otto Modersdohn

Auffällig ist mir: sie versuchen in den Häusern, rechte Winkel zu vermeiden. Deswegen haben die meisten Räume mehr als vier Wände, die stumpfen Ecken aufeinander stoßend. Die Fenster und Türen und Bilderumrandungen sind oft schief oder gerundet. „Wenn du es genau besiehst: wir Menschen können nicht in rechten Winkeln gehen, nicht einmal in rechten Winkeln denken. Darum suchen wir immer wieder nach anderen Bauweisen, die menschengefälliger sind.“

Wenn ich eben Eigentum erwähnt habe, muß ich aber ergänzen, daß die Leute KEIN großes, festes Eigentum haben, zum Beispiel ist das Vieh der Nomaden nicht ihr Eigentum sondern wird ihnen zur Pflege und Nutzung überlassen, im Auftrag sozusagen. Häuser, Grund und Boden, Wege und zum Beispiel Wasserrechte, Konzessionen für die Herstellung, den Gebrauch und Handel gewisser Dinge vergibt die Regierung nur für eine bestimmte Zeit und in beschränktem Umfang, höchstens für ein ganzes Leben, ist aber nicht vererbbar.

Wem denn gehört die Siedlung, die Häuser, die Wege und Gärten, die Felder? Ich kann das nicht beantworten, denn hier haben sie nicht die Einrichtung des Eigentums von derlei Dingen. Das Wort Eigentum bezieht sich nur auf kleine Dinger wie Kleidung, Bücher, Werkzeug, einzelne Tiere ... Die Bewohner einer Klein-Siedlung haben sie sozusagen als Lehen. Der Staat regelt, aber ihm gehört das auch nicht, er hat nur eine regulierende Macht-Position. Dazu benutzt der Staat Recht und Grund-Gerichte. Nach europäischem Wortgebrauch würden wir sagen, das alles gehört niemandem, es `gehört gar nicht´.

Es ist also niemandem möglich, mit derartigen Dingen zu handeln, sie zu verpfänden oder zu verleihen, sie zu erben oder zu vererben und so weiter.

Klein-Siedlungen sind wirtschaftlich fast ganz eigenständig und unabhängig. Es gibt wohlhabende sowie eher arme Klein-Siedlungen. Viele verfügen — als Lehen — außerhalb ihres Wohnbereiches noch über Felder oder Werkstätten an anderer Stelle, meistens draußen außerhalb der Stadt oder des Dorfes, oder sogar in anderen Gebieten. So verfügt die Klein-Siedlung, in der ich nun zuhause bin, über ein paar Karawansereien weit im Land verstreut und pflegt dort Pferde- und Dromedar-Stationen für die Reisenden — aber wie erwähnt, es handelt sich nicht um Eigentum wie in unseren Ländern aber um Nutzungsrechte und Pflege-Pflichten, um Verantwortung.

Zwar hat jede Familie ein Haus für sich, aber da die Leute ja in den Kleinsiedlungen leben, sind diese Häuser durch Gänge oder Gartenwege verbunden. Viele Menschen wohnen und schlafen nicht immer in dem Haus, zu dem sie gehören, sondern halten sich bei anderen Mitgliedern ihrer Kleinsiedlung auf. Besonders die Kinder wechseln oft den Platz — doch sie kennen ihre Eltern und kehren immer wieder zurück, besonders im Schmerzfall rennt ein kleines Kind schnell zur Mutter, kein anderer Mensch wird sie ersetzen. So ist alles klar in einer Siedlung, obwohl es von außen nicht so aussieht.

Aus der Geschichte kennen wir die Fälle, in denen solche Systeme [sozialistisch oder kommunistisch genannt] Machthabende verführten, sich unmässig zu bereichern. Die von allen Bevölkerungsschichten streng verfolgten Regeln der Lehre Buddhas [Buddhismus genannt] hat es bisher vermocht, solche Exzesse zu verhindern. Genaueres kann ich hier nicht sagen, ich denke, es ist nicht das Thema meiner Schrift [hier verweisen wir – die Übersetzer – auf Ideen von Osho in seinem sehr alten Buch `Die große Herausforderung: die Goldene Zukunft´, doch es gibt viel mehr hierzu].

15. Bericht: über `Erziehung´, oder wie die tibetischen Kinder zusammenleben
Erkennen, wer ich bin, das ist das Ziel fast aller Tibeter, vom Anfang des Lebens an. Es lohnt sich nicht, Mensch zu sein, wenn ich nicht einmal mich selbst kenne, so sagen sie.

Im Gegensatz dazu versuchen wir in Europa, `Wissen´ darüber zu erlernen, wer ich bin, in der Schule oder so. Hier aber sagen sie, „das kannst du doch nicht erlernen! Wir nennen das `Erfahren´“. Bei uns im Westen fragen sie, wie weiß ein Mensch denn, daß es da was zu erfahren gibt? Irgendwie muß einer darauf kommen, oder? Hier aber höre ich: „wir in Tibet sind alle so. Du siehst doch, das ist das Leben hier. In anderen Ländern ist das anders, weiß ich, habe ich gesehen, als ich `die Welt bereiste´ wie man sagt, in China und weiter im Osten, auf den Inseln ... aber wir haben unsere Art. Und wie du am Wohlstand unseres Landes sehen kannst, an seiner seelischen Reinheit, an seinem Frieden, ist es ein guter Weg.“

Lernen ist hier in Tibet etwas anderes als in Europa. Sie nehmen sich für ihre Kinder kein Ziel, kein Programm vor. Aus dem jungen Menschen soll nicht eine bestimmte Person werden, sondern sie warten voller Spannung, was sich da wohl für ein Mensch entwickeln wird, und dafür geben sie alle Gelegenheiten, die sie haben: das Kind wird in jeder Hinsicht geschützt, damit kommen kann, was sein Eigenes ist. Sie haben eigentlich keine Erziehung. Ich denke, daher kommt es, daß dieses Volk so bunt ist, daß es so viele eigen-artige Menschen gibt. Wir in Europa sind da einheitlicher, alle einander ähnlicher, eher nach bestimmten einheitlichen Ideen erzogen. Wer zu uns kommt, wundert sich über die Gleichartigkeit.

Besonders hier in Tibet ist seit alters her die Bindung zwischen Frau und Mann von der gegenseitigen Fürsorge geprägt — auch wenn es keine Familie und keine offizielle Ehe gibt. Auf meinen Wanderungen habe ich das in vielen Völkern gesehen, doch hier am meisten. Beide stehen füreinander, und wenn sie sich trennen, pflegen sie weiterhin die Verantwortung für ihre Kinder und füreinander. Denn sie sagen, wir haben es mal so gewollt, und das hatte seinen Grund, nämlich, daß der oder die andere uns etwas Wertvolles gewesen war, etwas sehr Wichtiges und Geliebtes. Und davon bleibt einiges hängen und prägt das weitere Leben. „Diese Frau hat mir vieles gezeigt, was mir immer noch gut tut, da kann ich sie doch nicht einfach vergessen oder ablehnen!“ — auch wenn sie mal Schmerz zugefügt hat.

Eine Mutter hat ein bis höchstens drei Kinder. Mehr dürfen es nicht sein, da die Eltern den Kindern eine gute Erziehung geben wollen, und da stört es, wenn die Mittel und die elterliche Kraft durch mehr Kinder geschmälert sind. Gewiß gibt es Leute, die viele Kinder haben, dann kümmern sich andere Leute um diese Kinder und versuchen den Eltern zu zeigen, wie das geht, die Zahl der Kinder zu begrenzen. Da ist eine große Solidarität, sage ich mit unserem Wort, obwohl sie keines dafür haben.

Geht es einem Kind schlecht, wenn es krank ist oder unglücklich, geht es zu seiner Mutter, von der Natur eines Kindes her ist die Mutter ja der wichtigste Mensch. Es weiß immer, wer seine Mutter ist. Väter haben diese Aufgabe seltener, wahrscheinlich eher solche, die im Wesen selbst sehr mütterlich sind, die Freude daran haben, auch mal Mutter zu sein.

Wenn sie ein Kind zeugen, dann ist das eine Einladung an eine Seele, bei ihnen zu leben. Sie machen ein kleines Fest daraus. Es wird vieles getan, daß Frauen und Männer immer klar und in voller Bewußtheit trennen zwischen Sex um des Sex´ willen und Sex um der Zeugung willen.

Die tibetischen Wissenschaftler haben seit langem erforscht, was die grundlegenden Eigenschaften der Menschen sind, und da haben sie die von der Natur vorgegebenen Bedürfnisse gefunden, in einer Gruppe, in einer Gesellschaft, oder in alter Zeit in einer Familie zu leben. Der Mensch ist nicht als ein Einsiedler geboren. Wenn hier doch viele Leute als Einsiedler leben, so ist das eine Methode, um weiter wachsen zu können, reifer zu werden, den inneren Buddha zu finden, wie sie sagen. Andere meinen aber, dazu muß ich doch nicht für lange Jahre allein leben, das kann ich doch hier und jetzt erfahren, einfach oft genug eine stille Zeit leben. Allein oder in einem Kloster.

Junge Tibeter leben viel in dieser Ruhe und Stille, sie ziehen sich zurück, wenn sie mögen. Niemand sagt, sei doch mal lebendiger. Das ist ihre Lebensart, „eigentlich nichts,“ sagte mal ein Europäer, den ich hier umherwandernd antreffe, und der das langweilig findet. Da sie sich Zeit nehmen, können sie ihre Seele erforschen und erkennen. Still sehen sie, was in ihnen ist. ... Dabei kann jeder Mensch das eigene Wesen finden, sich ganz selbst finden. Oft sehe ich Menschen auf Bänken einfach so sitzen, auch am Flußufer, im Wald, in Fels-Höhlen, „das sind ganz alte Höhlen, schon vor tausenden von Jahren in den Stein geschlagen. Viele Menschen haben hier schon gesessen und sich selbst angesehen, von innen ..., so ist das mit uns, es sind gute Plätze dafür geworden,“ sagt mir mal der junge Tsering, mit dem ich viele Höhlen dort besuche, wo früher das Land Guge war.

Selten ist es hier laut, die Leute gehen still ihren Tätigkeiten nach oder sitzen herum. Dennoch stellen sie so viele erstaunliche Dinge her: was sie tun, tun sie sehr wach und aufmerksam. Immer sehe ich die großen, aufmerksamen Augen der Tibeter und die tätigen Hände. Das ist wohl Voraussetzung für ihre Art des Lebens. So haben sie hier sehr schöne Häuser, Gärten, Tempel, Bilder, und viele Bücher. Man sagt, schon seit sehr langer Zeit schafft dieses Volk so viel Kunst und Literatur wie kein anderes.

Wie leben die tibetischen Kinder? sie spielen und toben und sitzen still wie alle Kinder. Das Besondere hier ist aber ihre große Freiheit im Kind-Leben. Die Älteren geben ihnen sehr wenige Regeln, schon gerade keine Moral-Regel, die kennen sie in Tibet fast gar nicht. Daher sind die Kinderspiele sehr frei, sie hören nie solche Befehle wie „du mußt! du sollst! du darfst nicht! das gehört sich nicht.“

Gerade die Kleinen leben innerhalb der Siedlung und kennen bald jeden Menschen dort, so lernen sie früh die verschiedenen Typen des Menschseins kennen. Sie leiden sehr selten unter Grausamkeiten der Älteren oder von Erwachsenen, alle passen auf und nehmen erstmal die Partei des kleineren und schwächeren Menschen. Sie werden immer beschützt vor solchen Schlechtigkeiten, sie werden nie ausgenutzt.

In solchen mutterrechtlichen Gesellschaften spielt so etwas wie eine Familie eine geringe Rolle, und hier in Tibet gibt es fast nichts mehr, was an frühere Familienstrukturen erinnern könnte (die es gegeben haben soll, wie ich höre. Oft leben aber die Väter nahe bei ihren Kindern und ihrer Mutter und beteiligen sich immer an deren Aufzucht. Bei den Nomaden ist der Vater wichtiger, da haben Männer eine ebenso wichtige Rolle wie die Frauen — das gebieten die Natur-Umstände im Tschangthang.

Viel mehr als bei uns spielen Kinder — auch die kleinen — mit ihrem Körper, auch miteinander, sie zeigen einander ihre weiche Haut, die Haare und Augen, ihre Genitalien, berühren und streicheln sie, und genießen die besondere, erotische Sinnlichkeit dieser Körperbereiche. Sie lieben und genießen ihren Körper — und sie bekommen volle Zuneigung und Ratschläge durch die älteren Kinder und die Erwachsenen. Es gibt nicht so etwas wie eine Sexual-Moralität, die die Menschen seelisch verkrüppeln würde.

Ihre Kleidung fördert diese Kinderspiele: die kleinen Mädchen tragen wie die Jungen und Männer das knielange Wickelkleid `Gho´, sie tragen also Jungenkleidung bis etwa acht, erst dann wird — auf eigene Entscheidung — das Kleid länger und geht über in das lange Wickelkleid Kia, das ja nun andersherum als das Gho gewickelt wird. Die Jungen tragen immer das kürzere Wickelkleid Gho — außer bei großer Kälte, wenn sie auch ein Kia anziehen. Kia und Gho sind unten offen und lassen sich schnell zurückschlagen.

Bei ihren Spielen heben sie oft die Kleidung und zeigen sich und liebkosen einander an diesen sensiblen Stellen. Die Erwachsenen fördern diese Spiele, noch mehr die älteren, erfahrenen Kinder. So werden die Befriedigungen der erotischen Bedürfnisse als etwas ganz Normales angesehen und es bilden sich keinerlei Hemmungen oder gar Schuldgefühle heraus.

Ich frage eine ältere, gelehrte und weitgereiste Nonne über das Leben der Kinder und Jugendlichen und höre, daß hier die allermeisten Menschen nie an Neurosen leiden, besonders nicht an solchen Neurosen, die aus krankhaften Gewohnheiten in Erotik und Sex stammen, denn sie wachsen aus eigenem Antrieb von früher Kindheit an da hinein. „Die sexuellen Unsitten und Hemmnisse anderer Völker haben wir hier nicht, nicht mehr, glücklicherweise.“ Sex aus Zorn gibt es nicht, sie haben keine Ängste wegen etwa ungehöriger erotischer und Sex-Bedürfnisse (außer Sex im Zorn), sie gehen das ganze Leben sorgsam miteinander um und beuten sich nicht gegenseitig aus um irgendeiner körperlichen Gier willen.

Sie erkennen den anderen Menschen so wie er ist in ihrer oder seiner Natur ohne sich Illusionen hinzugeben, weil sie schon so lange Erfahrungen haben. Unrealistische Fantasien gibt es, wie ich höre, recht selten, denn alle erleben die unendlich weite Vielfalt der körperlichen Begegnungen und leben sie aus wie es gefällt, ohne Geheimnisse. Wenn zwei Leute sich tiefer körperlich begegnen möchten, fragen sie einander alle Fragen, wie es die oder der andere haben möchte und sprechen frei darüber und finden einen schönen, gemeinsamen Weg.

Die Nonne hatte schon andere Völker besucht und deren Kinder gesehen im Vergleich zu den eigenen, „sieh, schon Buddha warnte vor Gier, Illusion und Wut, sie stören das spirituelle Wachstum des Menschen. Und wir wollen uns das nicht durch ungeschickte Praktiken verderben.“

Die älteren Kinder wachsen langsam in die praktische Erotik und Sexualität hinein, und da es für die heutigen Tibetern kein Aspekt ihrer Kultur ist sondern einfache, ungestörte Natürlichkeit, brauchen sie keine Lehrerinnen oder Lehrer in diesen Dingen. Sondern sie wachsen von kleiner Kindheit natürlich da hinein. In manchen anderen Völkern stören Moral-Zwänge die natürliche Entwicklung und erzeugen deswegen für´s ganze Leben Neurosen und Gewalttaten ). [die Übersetzer: in den Jahrhunderten der großen, grausamen Kriege gab es in Europa eine Gegenbewegung gegen diese Gewalttaten: die Botschaft des asiatischen Tantra und Tao, in dem auch sehr verfeinerte und menschenfreundliche Sex-Praktiken angeboten wurden. Es scheint, daß die Tibeter, wie der Autor sie erleben wird, das nicht nötig haben, weil sie sich offen zu einer natürlichen, un-eingeschränkten Lebensart bekennen. Vielleicht haben die Tibeter dieses Tantra in ihrer Geschichte auch gestreift. ]

Da die heutige tibetische Gesellschaft keinerlei Bestrebungen hat, Eigentum zu haben, zu vererben und zusammenzuhalten, zu vermehren und produktiv werden zu lassen, hat sie das Vaterrecht nicht nötig und auch nicht die sexuelle Einschränkungen der Menschen als Zwangsmittel zur Erhaltung der Familie. Wie die Nonne sagte, halten andere Völker das Vaterrecht aber für nötig und damit auch eine langjährige, stabile Ehe, und damit dann eine schuldbeladene Bevölkerung, und dazu eignet sich besonders die Sexual-Schuld.

Doch, einigen Unterricht bekommen die Kinder sobald sie geschlechtsreif werden: einmal in die Verhütungsmethoden und zum anderen bezüglich der praktischen Verantwortung für einmal gezeugte Kinder. Das wesentliche Mittel zur Empfängnisverhütung wird aus gewissen Kräutern gewonnen. Die Sammler und Händler dieser Kräuter haben eine besondere Konzession des Staates und genießen hohes Ansehen.

Tibetische Historiker erinnern mich daran, daß zu den Zeiten der chinesischen Besetzung die von mir beobachteten Lebensweisen von den Besatzern verboten und geächtet waren, danach aber wieder aufgenommen und verfeinert wurden — so wie wir sie heute sehen.


Anhang 2: über das Wesen der Tibeter
16. Bericht: über die Psychologie
Hier benutze ich das sehr europäische Wort Psychologie, doch in Tibet benutzen sie es nicht, auch nicht in Übersetzung — sie sprechen von dem Wissen des individuellen Wesens eines Menschen, doch dafür fällt mir kein gängiges Wort in unserer Sprache ein [den Übersetzern ergeht es auch nicht anders: wir wissen für „Wesen“ keinen europäischen Fachbegriff] — hier benutze ich mal das Wort `Wesenskunde´, doch ich weiß, wie steif das ist. Der Staat unterhält besondere Akademien zu diesem Thema und er erwartet, daß die Absolventen hinausgehen und den Leuten helfen, sich und ihre Mitmenschen zu verstehen und ein gesundes Leben zu führen, auch eine gesunde Gesellschaft zu pflegen.

Die tibetische Wesenskunde scheint von den Lehren des Buddha abzustammen. Jedenfalls wird er oft erwähnt. „Du mußt aber auch verstehen: es ist sehr lange Zeit vergangen seit Buddha lehrte, und wir Menschen haben uns verändert, deswegen ist unsere heutige Wesenskunde anders als sie zu seinen Zeiten war.“

Die Aufgabe der Akademien ist es, solche Menschen heranzuziehen, die danach rausgehen und den Menschen zeigen, ihr eigenes Wesen zu erkennnen, zu pflegen und gegenenfalls zu heilen. Man könnte sie Wesens-Lehrer nennen, doch in meiner Sprache ist das ein zu steifes Wort. Alle Menschen im Lande sollen alles wissen über das Menschen-Wesen, was möglich ist. Die Wesenskunde soll keine Geheimwissenschaft sein, sondern Allgemeinbesitz sein.

Hoffentlich gelingt es mir, in meine Nachrichten über das Tibet meiner Tage gerade diese für die alten Europäer schwierige Sache richtig einzubauen. Viele Eigenarten des tibetischen Lebens meiner Reisetage sind im alten Europa schwer zu verstehen und würden abgelehnt. Doch eine objektive Darstellung darf sich darum nicht kümmern. Sie muß die tatsächlichen Beobachtungen darstellen. Dadurch kann sie zu Neuentwicklungen anregen.

Eine wichtige Arbeit dieser Lehrer ist es, den Menschen geistige Strukturen zu geben oder zu bewahren, wenn ihr Geist sich verwirrt. Es geschieht ja oft, daß sich die Verwirrung ausdrückt in Form von Bildern, die vor dem geistigen Auge erscheinen und von der täglichen geistigen Klarheit ablenken — nichtsnutze Bilder, die einen erschrecken können. Eine Geshe, Lehrerin der Wesenskunde, gibt mir einen großen Überblick über diese Störung im Leben, ihr Schlüsselsatz: „Ja, das sind die Rohlinge der Gedanken, ohne Ordnung und ohne praktische Bedeutung. . . . “

17. Bericht: über die Kunst und das Reine
Nun nenne ich aber mal Kunst in diesem Land, was sie an Besonderem erschaffen — ein Bild oder eine Skulptur, eine Musik, eine Landschaft, ein Unternehmen wie eine Wanderung, ein Haus oder gar einen Tempel — jedenfalls etwas Besonderes. Und da haben sie recht strenge alte Regeln, denen sie folgen müssen. Aber es geht nicht darum, daß sich eine Künstlerin oder ein Künstler selbst darstellen will, das gehört sich nicht, in diesem Sinne könnte man hier keine Kunst finden. Es finden sich nie die Namen der Künstler an das Kunstwerk geschrieben, das fänden sie hier arrogant und lächerlich.

Und das Reine ist die wesentliche Grundlage der Kunst. Unreine Kunst können sie sich nicht vorstellen, wenn etwas unrein ist, kann es nicht als Kunst bezeichnet werden. Durch die Reinheit, die die Kunst vermitteln und verstärken will, ist die Kunst die wichtigste Lehre des Lebens. Alle Menschen werden immer wieder mit der Kunst zusammen gebracht.

Zwei Farben sind ihnen hier in der Kunst wichtig: ein warmes Rot und ein weiches Beige. „Rot ist eine offene Farbe, mit Rot zeige ich, daß ich dir nahe sein will, mit dir sprechen will. Beige ist wie altes Holz, genutzt, treu, gemütlich, ich fühle mich in Wärme angenommen.“ Und so verstehen sie es in allem. Rot und weiches Beige sind der Hintergrund ihres Denkens und Fühlens, ihres Lebens, ihrer Religiosität, aller Erscheinungen im Leben — auch wenn andere Farben benutzt werden, als Kontraste oder zum besseren Verständnis. Ich sehe das Land an: beige ist auch dort vorherrschend, Rot findet sich fast ebenso häufig, an Felsen wie Kontrastpunkte. Wenn du auf einem Berg stehst und hinuntersiehst: die Hügel, Ebenen, Täler  . . .  in einem pastellfarbenen Beige.

Und als Kontraste rote Felsen und in Flußtälern grüne Felder und an manchen Stellen im Südosten grüne Wälder und Gebüsche mit roten Blüten.

Mit Blau aber arbeiten sie, wenn sie geistige Klarheit betonen wollen, manche Meditationsräume sind innen blau, innen ist eine blaue Stimmung.

Sie haben wenig Mischfarben, aber beige-rot neben-einander, auch in Flecken nebeneinander. Auch blau-grün.

Das ganze Leben über machen die Tibeter Bekanntschaft mit ungeheuerlichen und gefährlich erscheinenden Dämonen und — wie westliche Tibetologen es nannten — Göttern [im alten Deutsch ein schwieriges Wort, da es an Gott erinnert, den die Buddhisten nicht kennen, wir wissen kein richtigeres Wort], in Bildern oder als geschnitzte Werke, versteckt in dunklen Räumen. Auch Opern mit diesen Darstellungen und passender Musik gibt es, für mich schreckliche Musik. Kinder haben Angst vor diesen Bildern, doch sie sollen erfahren, daß es diese Dämonen und `Götter´ nicht wirklich gibt sondern nur als Bilder im Kopf, als Illlusionen, die einem immer wieder begegnen.

Ideen, Vorstellungen, auf der Theaterbühne. Sie sagen, wenn du diese Bilder oft siehst und sie dein Leben anfüllen, dann erscheinen sie in Träumen und sogar beim Sterben. Die langjährige Erfahrung ist aber dabei: diese Dämonen existieren nicht wirklich sondern nur in deiner Einbildung, hab also keine Angst, lächle über sie, über ihre vergeblichen Versuche, dich zu ängstigen. Dazu sind die Bilder da, mehr nicht.

Mit Dämon bezeichnen sie aber noch etwas anderes [wir Übersetzer konnten die beiden Begriffe sprachlich nicht trennen]: eine geistige Kraft oder Wesenheit, die sich in deinem Gehirn einnistet und sich neben deine eigentlichen, angeborenen, klaren Geisteskräfte setzt und diese beeinflußt und stört. Das kennen wir in Europa auch — jedem Menschen kann das widerfahren — und unsere Ärzte benutzen manchmal sehr harte Methoden, um diese Dämonen auszutreiben, oft bleiben Wunden in der Seele zurück. Hier in Tibet aber verschaffen sie einem von Dämonen besessenen Menschen ein ruhiges, liebevolles Umfeld, einen Raum, besondere Menschen, mit denen sie leben dürfen, auch besonders geeignete Kunstwerke, Gemälde oder Tempel. Oder es wird eine Wanderung in eine geeignete Gegend veranstaltet, zum Beispiel zum Berg Kailash oder zu den Stätten von Shaktigomp oder zu den Spiti-Tempeln. Einfachheit und Reinheit der Umwelt ist DIE Methode. Ja, natürlich: die Leute hier sind an solche Heilungsprozesse gewöhnt, es fällt ihnen nicht schwer, Ja dazu zu sagen. Fast alle wissen von diesen Möglichkeiten und wehren sich kaum.

Sie stellen sich also vor, daß diese Dämonen die geistige Verwirrnis darstellen, die uns vom Reinen Leben abbringen. Immer wieder wird Buddha gemalt, wie er von solchen Dämonen belästigt wird — „das sind in Wirklichkeit unsere eigenen inneren Bilder. Wenn die Künstler diese dämonischen Kräfte in unserem Geist in solche Bilder packen, erkennen wir sie und können sie abschieben, über sie lachen. Dann ist es leicht, in unser inneres Reines Land zu kommen.“ — und ins Reine Land, Sukhavati, wollen ja alle kommen, das ist das Lebensziel, höre ich immer wieder.

Die Kunst dient hier also dazu, den Menschen Hinweise auf das Reine in ihnen zu geben, sie von den Verwirrnissen zu befreien, als Medizin etwa. Hinweise um ihnen Klarheit und Überblick zu verschaffen. Um sie zu `der großen Bewußtheit´ zu lenken. Das ist die Klarheit: ich erkenne mich selbst. Sie nennen das mit einem alten Wort `Boddhicitta´ [die `Bewußtheit der Erkenntnis´, oder `Einsicht in die wahre Natur des Wirklichen´ könnten wir es übersetzen].

Und die Kunst ist dazu da, daß Menschen sich selbst entdecken, sie hilft ihnen, sich zu `entwickeln´, zu `wachsen´ oder zu `reifen´, das ist die Aufgabe der Kunst. Auch weiß später niemand, wer ein Kunstwerk gemacht hat, denn Namen stehen nie dran. Mir scheint, es gibt hier gar keine ausgesprochene Kunst für sich selbst, das ganze Leben ist Kunst — in unserem Sinne.

Wenn ich sehe, wie jemand eine Wand anmalt, die Wand einfach nur weiß oder gelb wird  . . .

Ja, auch Buddha wird als Erinnerung daran gemalt, was möglich ist: du kannst ebenso ganz rein werden wie Buddha, DAS ist das Lebensziel jedes Menschen, dazu sind wir Mensch, DAS ist das letztliche Ziel der Schöpfung, der Natur. Die Leute verbeugen sich nicht vor Buddha als einer Person — oder gar weil sie meinen da sitzt ein Gott —, sondern sie sind dankbar, durch ihn diese Hinweise zu bekommen, oder auch nur, weil sie sich vor der Reinheit verbeugen, oder als eine Form der Hingabe, in seiner Nähe sein. Aus Dankbarkeit verbeugen sie sich und murmeln betende Worte, oder feiern ein Puja, ein göttliches Fest.

18. Bericht: über die Verantwortung für mich selbst
„Ja, die habe ich, die Verantwortung für meine Gesundheit, mein Wohlergehen, und besonders für meine seelische Gesundheit.“ In der Gemeinschaft in Sukhavati, in der ich wohne, sagt ein sehr alter Mann das zu mir, er ist fast kahlhäuptig und hat einen silberweißen, schütteren Bart am Kinn. Seine Haut ist dunkel und — wie das bei alten Leuten oft ist — gefleckt mit noch dunkleren Punkten. Er sagt weiter, langsam und überlegend, „ja, da gibt es viele Gründe, doch das ist jetzt nicht wichtig. Machmal sind wir umgeben von Menschen, die seelisch verwirrt sind, die ihren reinen Weg nicht mehr sehen können. Die in die Irre gehen und sich und ihren Mitmenschen zur Last fallen, oder ihnen Schmerzen bereiten durch ihre geistige oder seelische Unreinheit. Und wie das so kommt, viele von ihnen kommen direkt zu mir, absichtlich oder ihre Wege führen an mir vorbei, wir sitzen eine Weile zusammen auf der Bank vor meinem Häuschen  . . . “

Was kannst du denn bewirken, wenn sie kommen? frage ich, was machst du? Es kommt mir schwierig vor, fast unheimlich, was da seine Aufgabe ist. „Meistens tue ich gar nichts. Ich höre zu, was sie zu sagen haben, und da kommt vieles. WAS sie erzählen, ist mir nicht wichtig. Ich kann sowieso aus deren Worten keine Therapie formen, bin kein Fachmensch auf diesem Gebiet. Das aber ist es: daß sie sich öffnen, nicht vor mir, sondern mit klaren Worten vor sich selbst, ihre Worte sind dann klarer als wenn sie das immer im Kopf hin und her wälzen   . . . “


Diese vielen abseitigen Dinge, die du hören mußt, ist dir das nicht zu viel? Könntest du nicht selbst krank werden? Ich könnte mir denken, das ist wie eine Ansteckung mit einer entzündlichen Krankheit. „Ja, ich bin sehr vorsichtig. Es gibt keine Diskussion mit dem leidenden Besucher. Ich muß mich auch selbst pflegen, meine Seele pflegen, meinen Geist in einer Stille halten. Wenn ich so ein Schicksal erfahre, kommen viele Gedanken — oder: sie wollen kommen. Nicht nur, daß ich meinen Geist ruhig halte. Ich pflege auch solche Gedanken, die gut sind, die rein sind, sehe zu, nicht selbst verwirrt zu werden. Auch gehe ich regelmäßig in den Tempel, um in der Stille dort zu sitzen, das heilt mich selbst.“

Aber es geschieht einem doch leicht, daß diese Gedanken beeinflußt sind von den Vorstellungen, den Gefühlen, die einer hat, die wir gelernt haben aber nicht erfahren, das ist doch so im Leben. „Ja, bei vielen Menschen ist es so. Die Leiden meiner Besucher mögen daher kommen. Ich aber will mich rein davon halten. Es wäre schön, wenn alle Menschen . . .   Seit meiner Jugend habe ich viel getan, diese Gefühle und Vorstellungen klar und rein zu halten. Das ist zwar schwierig. Ich habe viel daran gearbeitet, habe Hilfe nötig gehabt.“ Viele dieser Vorstellungen werden einem doch gegeben, in der Kindheit, wenn man noch ziemlich abhängig ist von dem, was die Anderen sagen. Wir lernen doch Lehrsätze auswendig, die nicht aus eigener Erfahrung stammen.

„Als ich noch ein Kind war, so um 13, hat mir eine Nonne klar gemacht: `du mußt die Lehren Buddhas und seiner Schüler nicht nur einfach anhören, lesen und befolgen. Versuche lieber zu ergründen, ob sie überhaupt richtig für dich sind. Dann kannst du sie so tief in dir verankern, daß sie dein Leben ausmachen — doch nur, wenn du überzeugt bist, daß sie zu dir passen.´ Danach gab ich den Gefühlen eine Klarheit und Reinheit. Und prüfte meine Vorstellungen immer wieder, ob sie richtig sind oder nur billige Versuche, das Leben in irgendwelche Denkmuster zu pressen. Die bequem aber falsch sein mögen.“

19. Bericht: über die Kleidung in Tibet
Die Leute nördlich der Himalayas im tibetischen Gebiet kleiden sich sehr unterschiedlich in den Landesteilen. Hier im Osten Tibets ist die Kleidung farbig oder sehr bunt, wobei rote, orange und rosa Farben am häufigsten sind. Mehr im Westen ist sie weniger bunt, oft sogar schwarz oder grau. Und oft ist sie wallend und weht im Wind — witzig, wenn die Leute im Sturm ihre Kleidung zusammenraffen müssen. Leute, die im Nonne- oder Mönchstand leben wollen, tragen rein-rote Kutten, doch manche dieser Gemeinschaften haben eine eigene Farbwahl, rot-grün zum Beispiel.

Im 6. Bericht `Tsering´s Kleidung´ beschreibe ich das Ganze genauer. Nur hier dies:

Tsering trägt seine dicken, schwarzen Wollstrümpfe, die das ganze Bein bedecken und die Knie und Füße vor der Kälte der tibetischen Hochebenen und Berge beschützen. Sie sind an einem Leibgurt aufgehängt, der unter aller anderen Kleidung getragen wird. Auf dem Leib trägt er mehrere warme Hemden, und darüber kommt das `Gho´, dieses knielange Wickel-Kleid, das alle Nomaden und viele andere in den Himalaya-Gegenden tragen, auch in den Städten. Wie ein sehr weiter Mantel ist es geschnitten, die Arme schlüpfen in Ärmel, und vorne legen sie die beiden Mantelseiten übereinander, die Jungen und Männer mit dem äußeren Teil um die rechte Körperseite, wo das Ende unter den äußeren Gürtel gehalten wird, die Mädchen und Frauen nach links. Auch sind die Ghos bei diesen länger, reichen fast auf die Füße und heißen dann `Kia´, doch so genau nehmen die Leute das nicht, mal länger, mal kürzer, egal ob Junge oder Mädchen, mal rechts, mal links gewunden, nach Laune, scheint mir.

Außen um das Gho wickelt Tsering nochmal ein breites Tuch, so daß sich oberhalb dieses Gürtels dieser Beutel vor der Brust bildet — Mawah genannt —, in den er ein paar Dinge steckt, die er immer mal braucht, oder auch die Hände.

20. Bericht: über die Verantwortung  . . .
. . .  das ist eine uralte Eigenschaft in der tibetischen Tradition. Es geht nicht allein darum, daß jeder Mensch für jeden anderen Mitverantwortung trägt — das würde hier als sehr schmal angesehen werden —, sondern daß Verantwortung überhaupt getragen wird, für alles, mit dem ich zu tun habe, was mir begegnet, also auch weit über die Grenzen der Klein-Siedlung hinaus.

Verantwortung wird getragen für das Leben, für die Natur, die Gedanken, die Schönheit, die Stille  . . .  Sie haben eine tief verwurzelte Kultur der Verantwortung, des Schützens, alles wird geschützt — außer Schädlichem oder Häßlichem oder Bösem, doch selbst diese sind manchmal schützenswert, wenn sie als wesentlich erkannt werden. Zum Beispiel werden Spinnen oft nicht als schön empfunden aber mit großer Hingabe geschützt.

Und so kommt es, daß hier ein Gleichgewicht besteht zwischen der Landwirtschaft und der Natur rund herum. Ausbeutung [die Übersetzer haben dieses Wort gewählt, denn es ist schwierig das vom Autor genommene Wort richtig zu übersetzen, da wir nicht genau wissen, was der er wirklich gemeint hat] scheint es hier kaum zu geben, deswegen — denke ich — wird das Land immer wohlhabender. Abgesehen von der heute natürlichen Zunahme von Regen und Wärme durch den Zerfall der Himalaya-Berge, die früher die Monsunregen abgehalten hatten, und die nun ebenfalls den Wohlstand fördern.

Das steht doch ganz im Gegensatz zu Kulturen wie der unsrigen in Europa in den alten Zeiten, bei denen die Ausbeutung das Grundziel der Wirtschaft war — und das Ergebnis haben wir schon lange erleiden müssen. Schließlich ging uns alles verloren: ausgebeutet, verbraucht, weggeworfen, verstreut. Was dauerhaft übrig blieb, war zu wenig um davon die vielen Menschen zu ernähren, die vorher von der Ausbeutung gelebt hatten.

Was meine ich mit `Ausbeuten´? Wertvolle Dinge an-sich-reißen und verbrauchen, die nicht mehr neu entstehen können. Davon nahmen unsere Vorfahren so viel wie sie erreichen konnten, zum Beispiel in großen Erzbergwerken oder die Kohlen und das Öl aus der Erde, aber auch die Arbeitskraft und Gesundheit und Zufriedenheit der Leute, die sie sich unterworfen hatten. Auch die Kraft der Natur, die verbrauchten und dann weggeworfenen Dinge zu schlucken und — wie wir dachten — verschwinden zu lassen, beuteten wir aus. Das stieß allerdings nach wenigen Jahrzehnten an Grenzen: die Natur hatte diese Kraft nicht, und diese Dinge machten alles häßlich und giftig (denn es waren auch viele giftige Dinge darunter. [hier wird klar, was der Autor mit Ausbeutung in der alten Zeit meint, aber im heutigen Tibet scheint es Entsprechendes kaum zu geben]

Etwas so Großes ist die Verantwortung für einander, auch für Menschen, die noch nicht geboren sind. Wenn ich meinen Mutterbauch oder meinen männlichen Samen für die Seele eines neuen Menschen zur Verfügung stelle, trage ich dafür die Verantwortung. Wer das nicht kann — es mögen die wirtschaftlichen Mittel oder die Körperkräfte fehlen oder andere Gründe da sein —, tut alles, damit kein neuer Mensch gezeugt wird, oder wenn es doch so kommt, dann verabschieden sich Frau und Mann schnell wieder von ihm und bitten es in einem tiefen Ritual, in einen anderen Bauch zu gehen (wenn sie denn ein so starkes Bedürfnis danach hat), und in der Folge wird dieser junge Keim wieder abgetrieben.

In Verantwortung für die Pflanzen und Tiere, die wild [wie es im Westen heißt, uns fällt kein besseres Wort ein] im Freien leben, werden diese hier mit großem Fleiß geschützt. In einem Lehrbuch über den Naturschutz [auch hier nehmen wir ein im Westen übliches Wort, das in Tibet nicht benutzt wird, sie würden eher Liebe zum Leben sagen] finde ich eine Begründung, doch die ist wohl nicht für die Tibeter geschrieben, denn die Verantwortung und der Schutz der lebendigen Umwelt ist etwas sehr Sebstverstänliches. Buddha hatte gesagt, daß alle fühlenden Wesen einander Schwester oder Bruder sind, oder daß ich in einer früheren oder späteren Existenz auch im Leib eines solchen Wesens leben könnte. Viele Leute hier fühlen: ich kann doch nicht meine Schwestern oder Brüder töten oder quälen. Doch ich meine, das sind alles Hilfsgedanken um das Leben zu beschützen.

Es steht auch in dem Naturschutz-Buch, wie sich das Verhalten der Tibeter immer wieder geändert hat. Es gab Zeiten, da konnten die Menschen Waffen herstellen und kaufen, mit denen sie auf weite Entfernung zielgenau schießen und töten konnten, viel genauer als es mit den heutigen Pfeil und Bogen geht. Das war eine große Verführung — und auch Herausforderung —, alles tot zu schießen, was sich bewegte, besonders Säugetiere und Vögel. Dann kam aber sehr schnell eine politische Bewegung auf, die gegen das Töten dieser Tiere mit vielen Mitteln protestierte — in diesem Punkt taten sich Tibeter und Chinesen noch in einer Zeit zusammen als der chinesische Staat die absolute Oberherrschaft über dieses Land hatte. Das geschah in den Jahren nach 2000 - nach der alten westlichen Zeitrechnung.

Zuerst sammelten, kauften und stahlen die Demonstrierer Felle und Bälge der toten Tiere und verbrannten sie öffentlich, damit sie nicht mehr verkauft werden konnten. Auch trugen Tibeter früher Pelze und Pelzbesatz an der Kleidung. Das wurde dann in wenigen Jahren als unmoralisch geächtet, denn einerseits entsprach es nicht der Lehre, und andererseits drohte das Land sehr bald leer von Tieren zu werden. Das kann sich ein Land mit einer so kargen Natur nicht leisten, es würde schnell die Ressourcen verlieren. Die Natur ist lebendig (und produktiv) durch — wie mir ein Hirte sagte — die Vielfalt der Lebensarten, die sich gegenseitig ergänzen und `helfen´.

21. Bericht: über das Unwissen
Am klaren Nachthimmel steht eine schwert-scharfe Mondsichel, dabei kommt mir der Gedanke an Mandschuschri´s Schwert. Brauchen wir einen Mandschuschri? Der mit seinem scharfen Schwert das Unwissen der Menschen zerschneidet und  . . .

„ . . . und dann, was wird dann, was meinst du?“  . . .  und in der anderen Hand das Buch des Wissens hochält.

Die Nonne in ihrem blaß-roten, verschlissenen Gewand sitzt auf einem Holzklotz und wickelt ein Wollknäuel auf. Ein großer Hund liegt in der Ecke und beleckt sein Fell. „Das werden schöne Strümpfe, warm für den Winter und bunt für die Schönheit, für die Freude. — Also, was kommt dabei heraus, wenn der Mandschuschri das Un-Wissen zerschneidet? Wie denkst du das?“ Ich werde unschlüssig, eigentlich mag ich nicht fragen, aber ich will ja was lernen. Da muß ich erwähnen: Mandschuschri [früher Manjushri geschrieben] ist ein Ausdrucksform des Buddha, so etwa.

Mein Versuch zu antworten: Dieses Bild von Mandschuschri ist hier an so viele Wände gemalt. Es muß eine Bedeutung für euch haben. Auf meinen Reisen war da mal eine Frau, die war von hier, und sie schenkte mir einen kleinen silbernen Anhänger für meine Halskette, und der Anhänger stellt Mandschuschri dar, sagte sie. Dazu hat sie mir etwas erzählt, aber viel gab es bei ihr nicht, sie war eine einfache Frau, die mit Edelsteinen handelte. Tsekyi hieß sie, ich mochte sie sehr gerne, und deswegen habe ich ihren Namen behalten. Tsekyi reiste, kaufte und verkaufte. Besonders an Reisende aus Europa, die Buntes aus diesen Landen haben wollten und Schmuck — Buntes für ihre Seele, sagen sie.

 Bild 45: meine Mala (Halskette als Hinweis an Meisterin oder Meister)
mit dem Medallion des Mandschuschri [Manjushri]

„ . . .  eben Reisende, wozu sonst reisen Menschen? Damit sie das Bunte sehen.“ Die Nonne sieht sich meinen silbernen Anhänger an und lächelt.

„Und warum hast du nun nach Mandschuschri gefragt?“

Weil ich denke, erst ist so einer wie Mandschuschri nötig, der unsere alten Denkweisen und Ideen zerschlägt mit seinem scharfen Schwert, `er zersprengt den Fels der Unbewußtheit´, habe ich mal jemanden sagen gehört. Erst dann können wir dahin streben, was die Leute `Neuer Mensch´ nennen: so frei in der Seele, daß er seinen Geist nicht mehr spürt, daß er sein Wissen nicht mehr spürt. — Was ist denn nun Un-Wissen? Und mit Kraft spricht die blaß-rote los:

„Oh ho, da sagst du aber was Großes: `der Neue Mensch´. Jedenfalls ist der Buddha ganz wo anders als dein Wissen, Buddha ist doch nicht dein Wissen! — wäre DAS dann Un-Wissen? Buddha ist das Un-Wissen? Jedenfalls der Buddha in deinem Kopf?“

Bin ich deswegen diesen langen Weg hierher gewandert, daß du mir DAS sagen mußt? „Ja, das muß wohl so sein.“ Und eure alten Bücher? Ihr lest sie und werdet wissend — und dann  . . .  „HALT!, weißt du denn, wie wir lesen? Und ob wir wirklich wissend sind?“

Vielleicht ist es DAS. Wie sie lesen. Nun muß ich wohl für eine lange Zeit in einem dieser Klöster leben und Bücher lesen — ich frage: was tut eine Nonne im Kloster, lernt sie so zu lesen, wie du es meinst? „Vielleicht nicht gerade `lernen´, aber so ähnlich. In unserem Leben als Novize werden wir weggezogen vom Lesen, könnte man sagen. Zuerst lernen wir als Kinder lesen, und dann  . . .  DAS ist es wohl. Da sind die Bücher, die Lehren, die Buchstaben, die Sutras  . . .  Und wir merken schließlich, daß die alle — hm, bedeutungslos sind.“ Und wie merkt ihr das? frage ich. Sie denkt ein wenig nach und erklärt schließlich,

„Ich selbst habe es durch die Sinnlosigkeit von dem allen gemerkt. Ich wurde gleichgültig gegenüber den Worten und Werten dieser alten Bücher. Ich hätte sie alle in den Fluß werfen können — doch da die Nonne, die die Bibliothek leitete, das wohl wußte, hat sie alle Bücher weggeschlossen, nur eine rausgerissene Seite hat sie mir hingelegt.“ Und was hast du damit gemacht? „Sie wurde mir so wertvoll, daß ich sie mit besonderer Ehrfurcht aufbewahrt habe.“ Was war daran so wertvoll? „Es stand ein einziger, besonderer Satz darauf  . . .  ach, nun habe ich ihn aber vergessen  . . . “ und sie lacht laut.

„Das war wohl dieser Mandschuschri, der mir mit seinem scharfen Schwert den Kopf abgeschlagen hat, ich meine, das Denken hier oben  . . . “ und sie tickt an ihren Kopf und lacht noch mehr. „Vielleicht war da auch nur ein geschwungenes Schwert drauf gedruckt, ich weiß wirklich nicht mehr. Und noch eins: es hat alles sehr, sehr lange gedauert, so lange wie meine Haare hier oben brauchten, um von der schwarzen zur weißen Farbe zu kommen,“ und sie kichert wie ein Mädchen.

Wozu sind die Bücher überhaupt da? Warum werft ihr sie nicht alle gleich weg? frage ich.

„Da gibt es viele Gründe, aber der sinnvolle ist: erst wenn du erfahren hast, wie sinnlos sie sind, kannst du aufwachen und ohne sie weiterkommen. Bis dahin mögen sie dir den Weg zeigen, wie der berühmte Finger, der auf den Mond zeigt — der Finger hat weiter keine Bedeutung, wenn du erst den Mond gefunden hast. Er ist dann nur noch dazu da, dich zu kratzen.“

Und wenn ihr nicht aufwacht? Was ist dann?

„ . . .  bleiben wir an den Büchern kleben, das ganze Leben, bis zum Punkt des Sterbens. Zum Beispiel kleben wir dann am Bardo Thödol.“

Um zu wissen, wie man einen Kanal baut oder ein Tier heilt  . . .  sind die Bücher nützlich, aber dann? Das Tier ist gesund und der Kanal ist fertig und das Wasser fließt, und das Buch steht im Schrank.

AUFWACHEN, das ist eines dieser wichtigen Dinge in diesem Land.


Anhang 3: Geschichtliches
22. Bericht: über die Geschichte Tibets und Europas seit 1900 [die Jahreszahl haben wir Übersetzer eingesetzt, da der Autor sich von Zeitbegriffen ferngehalten hat]
In einem hellen Park nahe der Stadt Sukhavati sitzen wir zu etwa zehn Gästen aus dem Westen zusammen und versuchen zu verstehen, wo wir herkommen, was Europa eigentlich ist. Über den Himmel jagen Wolken getragen vom warmen Südwind, auch Schneewolken sind dabei. Ein Wanderer aus dem Westen verbeugt sich und berührt die Füße des Geshe und fragt,

„Geshe, ich habe gehört, daß in Europa, meiner Heimat, früher sehr viel Reichtum war, daß viel mehr Menschen da lebten und ein sorgloses Leben führten — ganz anders als heute. Kannst du mir mehr darüber sagen? Wie kam das und wie hat sich alles geändert?“

Der Geshe bleibt eine lange Weile ruhig, denkt vielleicht nach und beginnt dann mit einer allgemeinen Erklärung: „Ich muß da sehr weit ausholen,“ sagt er um das ganze Feld der Antwort umreißen zu können, er macht eine weite Bewegung mit einem Arm.

„Wie es scheint, gibt es zwei Arten von Mensch-Sein. Beide Arten sind wohl im Wesen des Menschen möglich. Was auf der Erde in den letzten drei oder vier Tausend Jahren geschah, hing mit diesen Arten, Mensch zu sein, zusammen.“

„Die eine Art ist die, daß der Mensch sich ganz eingebettet findet in die Existenz, in die Natur, er hat nicht das Gefühl, daß er ein eigenes, besonderes, abgetrenntes Lebewesen sei. Eingebettet in die Existenz wie ein Tier sozusagen — der große Unterschied zum Tier ist seine Intelligenz, seine tiefen Einsichten, seine Fähigkeit, bewußt zu sein. So ein Mensch kann sich schnell zuhause finden im Leben, mit offenen Sinnen, wo immer er gerade ist.“ [wir Übersetzer: heutigentags wird so ein Mensch ein Weiser, ein Erleuchteter genannt]

„Bei der anderen, der zweiten Art hebt sich der einzelne Mensch ganz heraus aus der Umgebung und trennt sich ab vom Rest der Existenz. Er hat das Gefühl, etwas ganz Besonderes, etwas ganz Eigenes zu sein, das es niemals wieder gibt, eine einzigartige `Persönlichkeit´. Da er sich nicht so leicht zuhause finden kann, ist er fast immer auf der Suche.“ [wir Übersetzer: heutigentags wird diese Seite eines Menschen das Ego - Ahamkara in Sanskrit - genannt]

„Diese beiden Arten von Menschen nenne ich mal die „natürlichen Menschen“ und die „künstlichen oder abgetrennten Menschen“.

Dieser Geshe — er wird hier als ein Mensch mit einem großen Grad von Wissen angesehen. Wissen in beidem: inneres Erfahren des eigenen, tiefsten Wesens in sich selbst, und äußeres erlerntes Wissen aus Büchern und erlernt zu den Füßen der Alten. Jetzt ist der Geshe selbst alt und gibt weiter. Er sitzt vor einem größeren Haus, nahe der Akademie für Altes Wissen außerhalb der Stadt Sukhavati (früher Gyantse), ein paar Sitzbänke mit Polstern stehen da. Wir sitzen auf den Bänken, die meisten so wie Buddha immer dargestellt wird, mit übergeschlagenen Beinen, es ist früher Nachmittag, ein paar Pappeln mit raschelndem Laub.

Im Haus ist eine Bibliothek mit Büchern im europäischen Stil: in Pappdeckel gebunden aus Europa, alle sehr alt und vergilbt. Und Bücher im indisch-tibetischen Stil: bei denen die Blätter zwischen zwei längliche, harte Platten gelegt sind, die Platten werden aus den Stielen von Palmblättern gemacht, auch viele neue Bücher unter den letzteren. Und dann eine große Sammlung chinesischer Bücher, gedruckt und geschrieben auf leichtem, schneeweißen Reispapier.

Die chinesischen weisen Bücher wurden erst ins Land geholt, als die chinesische Regierung ihre schrecklichen Machtgelüste aufgab und dieTibeter zu Freunden machte, als beide Kulturen wieder einander einluden, zusammen das Menschenleben zu gestalten. - wenn auch viele seelische Bruchspalten geheilt werden mussten, und das brauchte viel Zeit und Arbeit. Einige Generationen arbeiteten daran.

Der Geshe ist Mitglied in einer Gruppe von fünfzehn Gelehrten, die in der Akademie ihren Sitz haben und über die Geschichte der Menschheit Wissen sammeln und darüber lehren. Die Akademie liegt in einem flachen Tal, die Mitglieder und auch die Lernenden wohnen in Häuschen in dem Park rund um die Akademie, an einem Fluß mit schäumendem, weißen Wasser. Blick auf die nördlichen Vorberge des Himalaya. Adler, Raben und Geier kreisen hoch oben.

„Jede Kultur hat ihre eigene Art, künstliche Menschen heranzuziehen. DAS — scheint mir — ist das Hauptmerkmal einer jeden Kultur: wie sie diese künstlichen Menschen gestaltet, was das für Menschen sind, wenn sie fertig sind. Und diese künstlichen Menschen schaffen und pflegen schließlich das, was sie ihre Kultur nennen, ein System ...“

Mir ist das recht fremd, doch ich spüre eine tiefe Weisheit, die von Buddha herkommt. [wir in unserer „alten Zeit“ nennen das die buddhistische Psychologie]

„Jeder künstliche Menschen hat die Eigenart, sich ausführlich darzustellen und auf feine oder grobe Art zu protzen. Oft haben sie auch die Eigenart, vieles für sich haben zu wollen, sie raffen zusammen, was sie kriegen können — oder sie erzwingen es sich von anderen oder gar von der Natur. Sie entwickeln allerlei Wortspiele, mit denen sie meinen, beweisen zu können, daß sie die Recht-mäßigen Ansprüche auf diese Dinge haben — wobei dieses Recht von ihnen selbst gemacht ist. Es ist wohl eine Art Neurose, dieses Künstliche, denn es gehört nicht zur Natur der Menschen, ist irgendwie krankhaft.“

„Andere von den Künstlichen werfen sich in Leiden hinein und erzählen allen, wie sehr sie leiden, und wie schlecht es ihnen geht ... und so gibt es viele Formen dieser Selbstdarstellungen.

„Unsere Kultur hier in Tibet zieht — geplant — nur wenige Künstliche heran, wir brauchen sie für bestimmte Aufgaben im Land, die meisten um das Land zu verwalten, ihr nennt diese Leute ja von alters her `Politiker´. Wir achten aber sehr auf sie und halten sie davon ab, uns Schaden zu tun. Sie dürfen nicht Macht sammeln für sich selbst. Unser Empfinden für Recht ist sehr einfach — aber Politiker, die uns schaden, wecken wir sehr schnell auf, schon von Buddha her haben wir Methoden, um Menschen aufzuwecken. Und zur seelischen Erholung schicken wir sie dann zum Kailash, wo sie sich selbst finden können. Da müsstest du auch mal hinpilgern, das ist eine große Erfahrung auf dem Weg zu dir selbst. Oder an Orte wie Shaktigomp.“

Über den Kailash-Berg, mein Leben dort und seine Rolle in der tibetischen Gesellschaft habe ich bereits oben geschrieben. Auch über Shaktigomp. Weiter der Geshe:

„Es liegt wohl in der Natur des Menschen, einmal im Leben `künstlich´ zu werden, darauf fallen junge Leute im zweiten Lebensjahrzehnt oft herein. Vielleicht ist das als eine Phase der Entwicklung wesentlich und nötig. Doch wenn sie zwanzig oder etwas älter sind, haben sie die Erkenntnis, daß das eben nur eine Phase ist, und nun LÄCHELN sie und sehen voller Spaß und gar Spott auf diese Jahre zurück, es ist vorbei, es ist ihnen dann wie eine seelische Krankheit, von der sie langsam heilen.“

„In dieser Zeit tragen viele von ihnen zwei senkrechte Falten auf der Stirn, als ob sie angestrengt nachdenken, als ob alles so sehr wichtig ist, daran sind sie leicht zu erkennen.“

Wie erzeugt ihr denn die Künstlichen? frage ich.

„Wir hindern sie daran, dieses Lächeln zu haben, indem wir sie vollstopfen mit Wissen, ja, mit künstlichem Wissen — Buchwissen, also nicht Erfahrungen. Und unsere Lehrer verführen sie, daß das was Außergewöhnliches und Erstrebenswertes und das einzige Wertvolle sei, das viele Wissen. Wie es die Inder früher mit ihren Brahmanen gemacht haben, oder wie es in Cina mit den Mandarinen ist: sogenanntes `Wissen´ über die Natur, über die Mathematik, über die alten Schriften, ja über Gott — wie lächerlich!“ und der Geshe lacht laut, „... und ihr in Europa habt das so mit den Akademikern gemacht. Sie haben ja sogar `Wissen über Gott´, sagt man.“
Der Geshe winkt uns, ihn nun zu verlassen und lädt ein, den nächsten Tag wieder zu kommen. Ich gehe an den Fluß und setze mich an das Strömen des Wassers. Kenne ich diese Phase des künstlichen Menschen an mir selbst? Habe ich sie an mir erlebt — oder gehöre ich gar zu dieser Gruppe? Es müssen wohl andere Menschen entscheiden, ich kann es nicht.

„Jeder junge Mensch bei uns lernt, Verantwortung zu tragen für alles, was er tut. Mit Verantwortung meine ich nicht, daß der Mensch Schuld oder keine Schuld [die Übersetzer: der Geshe hatte ein schwieriges Wort gewählt, wir haben es mit „Schuld“ übersetzt] auf sich nimmt, sondern daß er hinnimmt (billigt, lernt), daß sein Schicksal weitgehend von ihm selbst gelenkt werden kann. Ja, es kann sogar im Nachhinein umgelenkt werden, auch wenn es längst geschehen ist, wir haben da so Methoden, die alten Erfahrungen werden neu gestaltet, haben danach einen anderen Inhalt.“

Was kann er im Nachhinein umlenken?

„Natürlich nicht materielle Fakten, aber sein Wesen, indem er das alte Geschehen (das mal sein Wesen belastet hat) nochmal durchlebt, aber mit anderen, besseren Umständen.“

„Und er lernt, daß er diese Aufgabe, die Verantwortung für sich selbst zu tragen, nicht anderen übergibt und sich somit abhängig macht von dem Können und Wollen der anderen. Er kann aber andere befragen, Erfahrenere befragen — dann aber liegt alles bei ihm selbst.“

„Für den natürlichen Menschen ist das Lebensweisheit, die grundsätzliche Lebensweisheit. Verantwortung zu übernehmen heißt, die Intelligenz, die uns Menschen mitgegeben ist, zum Wohle der gesamten Existenz auszunutzen, soweit es geht. Das ist Verantwortung zu übernehmen für das Leben, das ist auch Liebe. Wir beschützen alles Leben, wir haben eine Kultur des Schutzes. Es geht gar nicht anders, wenn wir die Quellen der Natur weise nutzen wollen — gerade in diesem Land, wo die ganze Natur so empfindlich ist.“

Und wie nennst du die andere Form einer Kultur, ich meine, wenn wir NICHT schützen wollen?
„Eine Kultur der Ausbeutung, denn für den künstlichen Menschen ist Verantwortung für anderes zu tragen eine arge Einschränkung seines Willens, was diese Leute so `Willen´ nennen, `freien Willen´ denken sie. Er will vielleicht was anderes und setzt das durch, vielleicht mit Gewalt. Der Künstliche gibt lieber Verantwortung ab und delegiert die Aufgaben oder die Verantwortung an andere, gibt die Schuld anderen, wenn etwas nicht so läuft, wie er will, am liebsten solchen, die von ihm abhängig sind, ihm untertänig sind. Ja, er macht sich andere abhängig, damit er Verantwortung und Schuld abgeben kann. Selbst Gott oder die Götter oder Dämonen müssen herhalten.“

So klar habe ich das noch nie gehört. Ich frage, wie kommt es denn, daß einige Menschen so sind, andere anders, ich meine `natürlich´ oder `künstlich´? Während der Geshe noch schweigt entdecke ich, daß es ganze Völker oder Kulturen sind, die so oder so sind.

„Wie das kam? Das ist eine uralte Geschichte. Wie ich gestern sagte, ist es wohl eine Veranlagung von uns Menschen, eins von beiden, entweder natürlich oder künstlich zu sein. Und da hat es eine lange Reihe von Kulturen gegeben, die sich den künstlichen Menschen aufgebaut haben, vielleicht hat das mit dem Judentum begonnen, weit im Westen von hier. Vielleicht haben auch andere Kulturen das gepflegt, zum Beispiel die chinesische oder die brahmanische in Indien. Die Ansicht dieser Kulturen war es, daß aus jedem richtigen Menschen ein getrennter Mensch werden müsse — sie nannten den Menschen dann eine `Persönlichkeit´.“ Hier lacht der Geshe wieder.

„Und diese Religionen — wie sie das nannten —, die aus der jüdischen hervorgegangen sind, nämlich die christlichen und die islamischen, haben das übernommen, haben es vielleicht noch stärker als die Juden durchgeführt. Ihre Kinder wurden immer künstlicher von Generation zu Generation. Das ist die eine mögliche Art des menschlichen Lebens. Die andere Art haben wir hier immer mehr verfeinert. Du wirst hier im heutigen Tibet kaum künstliche Menschen finden.“

„Bei den Juden hat es nur wenige Menschen gegeben, die diese Künstlichkeit durchbrechen wollten, einer hieß Jesus. Er hat sehr viel Kraft hineingelegt in seine Arbeit, aber bald schon sollte er getötet werden, vom Staat, der das nicht ertragen konnte, der sich gefährdet sah. Doch rechtzeitig noch vor seinem Tod am Kreuz haben Freundinnen und Freunde ihn gerettet und nach Kashmir gebracht.“

„Doch mit seiner Arbeit ist er kläglich gescheitert, denn die, die seinen Titel, `Christus´, als Grundlage ihrer neuen `Religion´ nahmen, habe es noch schlimmer getrieben als die Juden: die ganze Erde versuchten sie zu erobern — ist ihnen glücklicherweise nicht gelungen.“

„Es kann viele Arten von künstlichen Menschen geben. Die Islam-Leute und die Christen haben sich ihre eigenen Arten herangezogen, doch es gibt noch andere. Mit manchen haben wir es auch hier in Tibet zu tun: zum Beispiel solche, die den Buddha als Grundlage ihrer künstlichen Denkweisen heranziehen und mißbrauchen.“

„Aber Menschen, die natürlich sind, kann es auf nur eine Art geben. Diese Menschen sind ihrer eigenen Natur (ihrem eigenen Wesen) näher, können gelassen sein und müssen sich nicht nach Kräften unterscheiden.“

„Doch die Unterscheidung wird von den künstlichen Menschen gepflegt, damit sie nämlich ihre künstliche und verletzliche `Persönlichkeit´ erhalten können.“

Wieso erwähnt er diese alten Religionen, die schon fast verschwunden sind? An meinem Platz am Flußufer versuche ich das zu verstehen. Gibt es in der langen Geschichte Chinas auch so etwas? Ja, ich glaube, die Lehre von Kungfutse sagt das (aber ich weiß zu wenig davon), und immer, wenn das chinesische Volk viele `getrennte´ Menschen hervorgebracht hat, haben ihre Führer sich auf Kungfutse berufen, auf seine Lehren. Beim nächsten Treffen frage ich den Geshe, und er sagt,

„ja, ... und wenn sie in China das Natürliche am Menschen vorzogen, haben sie sich auf Laotse und Buddha bezogen.“ Er sagt weiter:

„Das mit den Religionen könnte man so sehen. Diese Philosophien — sind es ja eigentlich — sind auch sehr materialistisch gewesen, doch genau stimmt das vielleicht nicht. Wir hier haben keine Philosophie sondern sind lebendig. Wir hier sind eher spirituell, was vielleicht der Gegenpol dazu ist. Für uns sind das materielle Denken und das konkrete Wissen nur Werkzeuge, sind nicht eine vollgültige Beschreibung dessen, was wirklich ist. Das geht ja auch gar nicht.“

„Lange Jahrhunderte wurden diese spirituellen Kulturen, will ich sie mal nennen, von den materialistischen verfolgt und vernichtet, besonders von den islamischen und den christlichen Kulturen. Wir Tibeter hatten ja auch sehr darunter zu leiden, als die kungfutsianische Kultur der Chinesen uns zurückdrängen wollte. Glücklicherweise sind viele von uns ins Ausland gegangen und haben dort unsere Kultur bewahren können, und ihre Nachfahren kamen zurück, zusammen mit vielen Menschen aus anderen Ländern, die sich ihnen angeschlossen haben, auch Chinesen der anderen Art.“

„Und manche von den Chinesen, die hier wohnten, fanden uns schließklich auch überzeugend — ich denke, weil unsere Lebensweise mensch-näher ist.“

„Die zurückkamen, haben das aufgebaut, was wir jetzt haben. Sie waren ein großes Stück ernüchtert, haben manches Bombastische aus der alten Zeit erstmal losgelassen, bis sie nach langer Zeit, durch die Erfahrungen vieler Generationen gelernt hatten, dieses Bombastische auch als ein Spiel anzuerkennen und Spaß daran zu haben. Und dann ging´s wieder. Und so kannst du es heute wieder sehen — als ein buntes Spiel, wie ein Zirkus etwa, nur mit mehr Ehrlichkeit dahinter.“

Wieso, was meinst du mit bombastisch? frage ich. „Sie hatten damals vielen bunten Zierrat in den Tempeln und bei den Ritualen. Ich denke, das hatte früher seine Bedeutung, um die innere Seele anhand dieser Bilder besser zu verstehen. Doch als unsere Psychologie-Geshes, will ich die mal nennen, die Lehre von der Seele der Menschen gefunden hatte, brauchten wir diese bombastischen und bunten Symbole nicht mehr, wir wurden einfacher, schlichter.“

Das finde ich sehr wohltuend, besonders in den Tempeln hier, wo es einfach eine Buddha-Figur gibt, rot gemalte Wände und beige Teppiche und Kissen, das ist alles. In Europa haben wir mehr von diesen alten bombastischen Symbolen bewahrt — vielleicht ist es etwas, was wir loslassen müssten, vielleicht ist DAS meine Botschaft, die ich mitbringen könnte. Dann betont er:

„Sehr viele Menschen auf der Erde — auch in China — haben uns geholfen, weil sie erkannt haben, daß unsere Lebensweisheit auch ihnen weiterhelfen kann. Und diese Weisheiten aus den elenden, ja fast tödlichen Sackgassen, in die sie durch den Materialismus gerutscht waren, heraushelfen konnte. Ich meine die Lebensweisheiten, die der Buddha uns übergeben hatte. Und so konnten wir schließlich wieder zurückkehren, wir konnten die Chinesen umarmen, denn sie hatten sich von ihrem Kungfutse wieder abgewandt und Buddha und Laotse wieder in ihre Mitte genommen. Und nun lebt hier ein Mischvolk aus Tibetern und Chinesen, auch Mongolen und Indern, und unsere Kultur umarmt alle Traditionen ... allerdings mehr die tibetische, denn die war schon immer angepasst an die Natur dieses Landes, passt hierher.“

Der Geshe erklärt noch, daß ethnisch gesehen mehr Chinesen hier seien, aber kulturell gesehen mehr Tibetisches. Er geht weit in die alten Zeiten zurück, und das ist mir unheimlich, ich fühle mich verloren, aufgegeben, allein in der Ewigkeit. Still sitzen wir auf den Liegen, und ich versuche, mich da einzufinden, in diesen Fernen heimisch zu werden. Mein Geist versucht sich auszudehnen in den Zeiten, Zeit wird nun zu einem Verstehen bei mir, doch nur für die Besuche beim Geshe. Am nächsten Tag greift er sein Thema wieder auf:

„Ja, vernichtet werden sollten alle Kulturen, die nicht ihren Philosophien folgten. Überall in Asien verstanden die Menschen die Lehren des Buddha, besonders in den Wüstengegenden von China, nördlich von Tibet. Und später in Tibet selbst auch. Sie verstanden den Dharma, wie Buddha ihn lehrte. Doch dann dehnten sich vom Westen her islamische Reiche aus und vernichteten fast alles wieder. Die Mönche im Dharma mochten sich nicht wehren und wurden gemeuchelt, in großen Zahlen, und ihre Kunstwerke vernichtet — soweit sie sie nicht versteckt hatten. Ein riesengroßer Rückschritt im Wachstum der Menschheit, denke ich. Beinahe hätte das zum Ende der Menschen geführt, hätte sie in den Abgrund des gegenseitigen Quälens und Tötens geführt.“

Mich schaudert, wenn ich daran denke, wie es hätte werden können. Und in Europa sehen wir noch die Reste dieser Kämpfe: die Trümmer, die Armut, das zu einfache Leben.

Was genau meinst du, wenn du sagst „ein riesengroßer Rückschritt im Wachstum der Menschheit“?

Die Frage geht ihm wohl sehr tief: „es scheint, daß die Menscheit als eine Art Pfeilspitze der Evolution des Lebens wirkt, und da eine Aufgabe hat — von wem auch immer sie irgendwann mal gestellt war, oder auch von niemandem, ist einfach so die Tendenz. Ich glaube auch, daß es keine andere Lebensform gibt — irgendwelche Tiere oder so —, die eine ähnliche Aufgabe bekommen hat, die Spezies Mensch ist die einzige. Und das vielleicht in der gesamten Existenz. Und in der gesamten Zeit — wenn es denn sowas überhaupt gibt, Zeit meine ich.“

„Doch wir Menschen haben von unserer Natur auch eine selbstbehindernde, eine selbstzerstörende Kraft mitbekommen. Sie ist rückwärts gerichtet, das können wir auch. Und wenn die mal zum Ausbruch kommt, dann gibt es diese wahnsinnigen Rückschritte, und manches muß wiederholt werden auf dem Weg der Evolution. Glücklicherweise haben wir dazu — das Wiederholen — ebenfalls die naturgegebene Fähigkeit — alles ist möglich, hin und her.“


Der Geshe und ich trinken vom Tee und kauen an ein paar Datteln, und er meint:
„Ich versuche das so zu verstehen: die Menschheit musste noch durch diese Phase der materialistischen Kulturen gehen um sie ganz überwinden zu können — wie ein Jugendlicher in seiner eigenen Entwicklung. Diese Kulturen dehnten sich immer weiter aus, und meistens ging es um Kriege und Feldzüge innerhalb dieser Kulturen: die Christen gegen die Moslems, die Moslems gegen die Christen, Jahrhunderte lang. Nebenbei wurden andere Kulturen mit hereingezogen, die Tibeter, die Hindus, die Vietnamesen ...“

„Und dann alle diese kleinen Kulturen auf der ganzen Erde, die fast alle vernichtet wurden, fast ohne Zeugen. Immer ging es um Vernichten, Überwältigen, Vergwaltigen, Rauben, aber auch um Bekehren, was ja auch ein Rauben ist: die seelische Zufriedenheit rauben — und es ging darum, die Erde auszubeuten, Narben wurden hinterlassen, fast alle Wälder der Erde abgeschlagen, alle Meere ausgeräubert, — ja die Leute wurden dabei reich — wie sie es nannten —, aber was war das denn? bei der großen Unruhe und Unzufriedenheit, die am Ende folgte.“

Und wo ist das alles geblieben, was damals war? Ich kann kaum was sehen auf den Wanderungen. Ja, es gibt Trümmer, Ruinen hier und da. „Geh mal in den Südwesten von Tibet, da war das Reich Guge vor zwei bis drei Tausend Jahren — zerstört durch verschiedene Reiche in der Nachbarschaft. Da sind noch die letzten Reste von den glänzenden Städten Tsaparang und Tholi, aber du mußt schon sehr genau hinsehen um noch was von den alten Schönheiten zu erkennen. Doch Neues ist entstanden.“

„Oder in Indien: viele der Ruinen, die du da siehst, wurden von moslemischen oder christlichen Soldaten gemacht. Oder hier in Tibet: noch sind die Ruinen einiger alter Riesen-Klöster und einiger Städte zu sehen, die von den chinesischen Soldaten in wenigen Jahren zerstört wurden. Oder erst die Christen: ganze Kulturen in Afrika wurden so gründlich zerstört, daß es nur 300 Jahre später fast unmöglich war, noch ihre Spuren zu finden. Und dann sieh dir die Trümmer von New York an — Moslems —, die von Baghdad — Christen!“

Und was ist daraus entstanden? frage ich, wie hat sich das geändert? „Na, zum einen ist ihnen schließlich der Atem ausgegangen, das dauernde Kämpfen und Zerstören und Demütigen wurde ihnen schließlich so eklig und zur unerträglichen Last. Sie haben einander getötet, gequält, alles zerstört ... Irgendwie hat sich dann der Rest der Menschheit besonnen. Sie haben alle diese alten Dogmen und Denkmuster und Religionen aus ihren Köpfen entfernt, aus ihren Kulturen, aus ihrer Politik, aus ihrer Wirtschaft, aus ihrer Technik. Sie sind nüchtern geworden, ja, das war wohl ein Riesensprung in ihrem Bewußtsein.“


Was ist das, Religionen? frage ich verwirrt.

„... eben: die Denkmuster. Die hatten sie sich selbst gemacht, und sie hatten sich festgesetzt in ihren Köpfen. Sie dachten, da ist ein Gott, oder da sind Götter oder Elfen oder Naturgeister ..., die gewaltiger, mächtiger sind als ein Mensch, und die man bitten muß, damit es einem gut geht. Denen man opfern muß, das Liebste, was man hat. Doch schon Buddha — und vielleicht andere vor ihm — hat in seinem Leben gesehen, daß die Menschen sich etwas vorgespielt haben. Er sagte als klarste Aussage, `in Wirklichkeit gibt es nicht so etwas wie das, was ihr Gott nennt´“.

Dabei denke ich, es ist aber ziemlich bequem und gemütlich, das mit dem Gott, oder den Göttern wie früher in Indien. Man kann sich daran festhalten, wenn es einem schlecht geht, man kann die Verantwortung abgeben an eine höhere Kraft. Doch wenn Gott wirklich echt ist, wird er einem das Leben ebenso schwer und schwierig machen wie die Existenz ansich — egal ob mit oder ohne Gott. Das denke ich, und: das Ganze sind geistige Werkzeuge, aber nicht die tatsächliche Wirklichkeit. Sondern ein Bild, eben eine Vorstellung.

„Bequem, ja manchmal, doch es geht am Leben vorbei. Dein Leben ist doch das, was du wirklich erfahren kannst, und hat je schon jemand Gott erfahren? Sie haben sich Gott oder ähnliches vorgespielt, weil sie dachten, dann ist das Leben einfacher. Und dieses Spiel wurde ihnen zur Erfahrung — war aber eben doch nur ein Spiel, keine Wirklichkeit. Oft ein schönes Spiel, im besten Fall.“

„Wie ein Kind, das alle Verantwortung auf die Erwachsenen schieben und sich in ihren Schoß kuscheln darf. Gut für die Kinder, doch so ab 6 Jahren beginnen die Kinder schrittweise zu erkennen, daß sie ihren eigenen Weg erkunden müssen, sonst sind sie zu verletzlich. Manchmal ist Gott auch gut für Leute, die sich schwach und krank fühlen und nach einer Stütze lechzen, nach einem Halt. Eine Art Medizin, das kann hilfreich sein.“

Der Geshe bleibt lange still. Er sieht in seine nebeneinander gelegten Hände, mir scheint, er sucht dort was. Er schüttelt etwas den Kopf, sagt,

„... dennoch: Gott ist nichts als ein Denkbild. Und sie hatten noch sehr viele andere Denkbilder wie Ehre, Echtheit, Glaube, Richtigkeit, Ehrlichkeit, auch Unglück, Feindschaft ... es waren ihnen alles Ausdrücke, damit sie sich daran festhalten konnten. Ja, es waren Wörter, zu diesem Zweck benutzt. Sie hatten Angst, sich zu verlieren.“

„Ich hatte mal eine solche Erfahrung, als mein Meister gestorben war: wie ich das gehört hatte, war mir als fliege ich allein und ohne Halt im Riesenweltall umher. Nein: nicht `fliegen´, nicht `umher´ — denn das wären noch immer Begriffe gewesen ... nichts war mehr. Kein Meister, kein Gott, kein Stück Erde mehr, kein Baum-Ast zum Festhalten. Da wäre ein Gott hilfreich gewesen, doch es gab ihn nicht, ich hätte ihn mir doch mit meiner Fantasie schaffen können, als ein machtvolles oder ein tröstliches Bild, doch wie denn, wenn es ihn nicht gab?“

Da warst du ganz auf dich allein gestellt, oder?

„Ja, das ist das Eigentliche des Mensch-Seins, wir sind allein, denn der Halt unserer Freunde ist nicht sehr stark: davor haben wir aber Angst. Dann rufen wir unsere Fantasie herbei und schaffen uns solche unwirklichen Hilfen, oder Worte — eben diese Denkbilder, in Worte gekleidet. Sie dienten ihnen in alten Zeiten dazu, sich festzuhalten, sie benutzten sie als Argumente, um einander zu beeinflussen: es ist ehrenhaft oder unehrenhaft, es stimmt oder es stimmt nicht, es ist richtig oder falsch ... und vieles mehr. [hier haben wir Übersetzer wirklich Schwierigkeiten gehabt, denn es kann sein, daß einige der alten Ausdrücke nicht richtig wiederzugeben sind, da es diese Wörter heute nicht mehr gibt, nur noch historische Bedeutung haben sie, sozusagen wissenschafts-historische Bedeutung. Das Wort „Denkbild“ kann man vielleicht auch mit „Hypothese“ übersetzen. Der Geshe hat wohl große historische Kenntnisse, daß er sie so benutzen kann]

Und was ist statt dessen? Wie kannst du erläutern, wie die Menschen heute sind?

„Heute brauchen wir keine Wörter mehr dafür, meistens jedenfalls. Wir sehen tief in uns hinein und denken und handeln, wir entsprechen dem, was wir sehen. Das ist vielleicht ein wenig zu einfach gesagt, aber es muß erstmal reichen.“

Das ist mir recht schwierig — ich meine damit, ich verstehe, was der Geshe sagen will, aber ich könnte es kaum in gültige Worte ausdrücken und lasse es so wie es hier steht. Ich frage als letztes,

und was kam dann, nach all diesen Kriegen?

„Für heute wollen wir mal aufhören, komm in einiger Zeit wieder, dann sprechen wir weiter darüber. Bring etwas Tee mit und Milch, damit wir was zum Genießen haben. Und lass das Ganze auf dich wirken, sei einfach still und lass es einsinken in deinen Geist.“

Anhang 4: Aryaman´s Kommentare
Mag sein, daß dieser Bericht zeitlich etwas verwirrend ist. Mag sein, daß das meine asiatische Seite ist, dieses zeitliche Hin und Her. Bitte lest ihn so, wie er sich zeigt.

Erst sehr spät während meines Schreibens erschien Li, das chinesische Mädchen. Gerade eben erst (12.xii.2008) kam sie. Und nun trägt mein Gefühl für diesen Tibet-Bericht eine ganz andere Stimmung: einmal weil das Frauliche zu uns gekommen ist, und zum anderen, weil ich dem Chinesischen eine kleine Ehre erweisen kann mit diesem feinen Kind.

Weitere Kommentare mögen später eingefügt werden.

 Bild 46: Karte von Süd-Tibet, mein Wanderweg


Bild 47: unser Wanderweg im Spiti-Gebiet und weiter

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voller Name und Adresse des Autor´s:
Aryaman Stefan Wellershaus, Rabenzweig 1,
D-23966 Olgashof, Deutschland
03841-793337
Ma.Aryafrau@gmx.de
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Inhaltsübersicht über alle 6 Abschnitte , genauer in http://meintibetorganisation.blogspot.com/

Vorwort
Titel und Motto, Anfang.
Kapitel Eins – Auf dem Weg.
Kapitel Zwei — Wo ich herkomme.
Kapitel Drei — Die Wege über die Pässe.
Kapitel Vier— In der Stadt Sukhavati, Beginn meiner Studien.
hier steht der 1. Bericht: über den Buddha.
hier der 2. Bericht: über den Dschampa oder Maitreya.
weiter Text.
hier der 3. Bericht: Nonne, Mönch und Kloster.
hier der 4. Bericht: über das Forschen bezüglich des Wandel der Menschheit.
weiter Text.
hier der 5. Bericht: über die geistige Führung – die Dalai Lama.
Kapitel Fünf — Meine Wege im Yarlung-Land, Heilungen in Shaktigomp.
Kapitel Sechs— Im Land des Berges Kailash oder Kang Rinpoche, ich begegne Tsering.
hier der 6. Bericht: über Tsering´s Kleidung.
Kapitel Sieben— Der Kailash oder Kang Rinpoche.
Kapitel Acht − Im Land Guge.
-- Einschub: Zufluchtnahme.
hier der 7. Bericht: über die Zeiten.
weiter Text.
hier der 8. Bericht: Über das Sterben in Tibet: „sie wollen ihre eigene Seele sehen und pflegen“. — Sterberitual.
hier der 9. Bericht: Bei einem alten Mann, der sterben wird.
weiter Text.
hier der 10. Bericht: über Bodhisattva, eine Lebenshaltung.
Kapitel Neun — Schipki und der Langtsch-hen Khambab.
-- Einschub: Sahaja Yoga.
Kapitel Zehn — Der Knabenkampf.
hier der 11. Bericht: über Rückfälle im Mensch-Sein, Rückfälle in der Entwicklung zum "Wahren Menschen ".
Kapitel Elf — Wanderung über den Kamm der Himalayas (der Schipki-Pass) und in die Länder Kinnaur und Spiti.
Kapitel Zwölf — der Weg zur vollen Bewußtheit, Klarheit, Offenheit.
hier der 12. Bericht: über Erleuchtung.
Kapitel Dreizehn — durch die einsamsten Länder − Tsering´s Heimat.
Kapitel Vierzehn — Die Trennung.



nun folgen die Anhänge 1, 2, 3, 4

Anhang 1: das Zusammenleben der Tibeter, Klein-Siedlungen
hier der 13. Bericht: über Familie
hier der 14. Bericht: über das Wohnen und Rechte
hier der 15. Bericht: über `Erziehung´, oder wie die tibetischen Kinder zusammenleben
Anhang 2: über das Wesen der Tibeter
hier der 16. Bericht: über die Psychologie
hier der 17. Bericht: über die Kunst und das Reine
hier der 18. Bericht: über die Verantwortung für mich selbst
hier der 19. Bericht: über die Kleidung in Tibet
hier der 20. Bericht: über die Verantwortung ...
hier der 21. Bericht: über das Unwissen
Anhang 3: Geschichtliches
hier der 22. Bericht: über die Geschichte Tibets und Europas seit 1900
Anhang 4: Aryaman´s Kommentare und Ende


zum Schluß die Karten 46 und 47

Die Bilder-Liste

700:
01 Titelbild: Vajraratna in Tabo (seht Bild 48)


701:
02 Der Berg Chomo Lungma von Norden gesehen (Berg Everest)
03 in Spiti
04 Gyantse (Sukhavati) vom Dzong aus gesehen
05 Die östliche Straße in Sukhavati, Blick auf den Dzong
06 OM-Zeichen „a“
07 der thibetische Helleborus
08 der abchasische Helleborus
09 Dhak-Hütte südlich des Nathu-La
10 der Berg Kantschenjunga vom Singhala-Berg aus, von Südosten, während des Sonnenaufgangs
11 auf der Höhe des Nathu-La, meine Eselin und ich
12 die Einsiedelei im Himalaya
13 der große Tempel in Sukhavati

702:
14 liebendes Treffen mit der Nonne auf dem Weg nach Shiv-Shakti-Gomp´
15 die Türme von Shiv-Shakti-Gomp´, als Siebentes steht oben eine kleine Pyramide
16 Shiv-Shakti-Gomp´, Wappen auf dem untersten Turm: Muladhara darstellend
17 der Kailash-Berg von der Gompa Chiu aus gesehen, er erscheint riesengroß
18 Shiva auf dem Kailash, Skizze nach einem Gemälde im Chiu Gompa
19 Tsering und seine Dri vor der Nordwand des Kailash – das Gho und die gefilzten Strümpfe
20 Kailash und das westliche, zerrissene Tal, von Süden gesehen
21 Blick nach Süden von den Kailash-Hügeln über die Ebene des noch jungen Langtsch-hen Kambha         zum Gurlu Mandata-Berg

703:
22 Tsering winkend, die vielen Unterröcke
23 Tsering nach dem Bad im Langtsch-hen Khambab – „bin ich nicht jung?“
24 Tsering nach dem Bad, „Ich bin Tsering“

704:
25 Buddha

26 Knaben-Ringen, die Mädchen schauen gerne zu
27 Knaben-Ringen – Tsering ist unterlegen und wird beschämt
28 die Karawanserei im Schipki-Dorf
29 in einer Karawanserei im Westen Tibets
30 Tsering wird auf den Schultern durch´s Dorf getragen
31 Li, Tsering und seine Dri am Schipki-La
32 Wandbild in der Grotte über dem Langtsch-hen Khambab
33 Tsering macht Tee über der Langtsch-hen Khambab

705:
34 im Spiti-Gebirge, Junge auf Pferd
35 die Schwebefähre über den Paree-Tschu
36 Tsering auf der Fähre, Yak beruhigend
37 auf dem Weg oberhalb von Tabo – die Luft wird warm
38 in Tabo – diese schlichte Stimmung
39 Übergang über den Bodpo La (Bodpo Pass)
40 Wolle-Färben
41 Teppich-Weben

706:
42 eine Commune in Sukhavati
43 Eingang zur Commune in Sukhavati, zwei kleine Knaben
44 die Wolke von Otto Modersohn
45 Mala mit Mandschuschri
46 Karte von Süd-Tibet, mein Wanderweg
47 unser Wanderweg im Spiti-Gebiet und weiter

48 Endbild: Vajralashya, in Tabo, (gefunden im Buch "Vergessene Götter Tibets"
      von Peter van Ham und Aglaja Stirn, Belser Verlag)




Bild 48:  Endbild: Vajralashya, in Tabo, "die Freude über die Erweckung des Herzens der Buddhaschaft steht der Skulptur in ihr mildes und mitfühlendes Gesicht geschrieben" (frei nach van Ham und Stirn)







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